Duell mit dem SpitzenreiterFür Viktoria Köln ist das Spiel in Ulm eine Frage der Ehre

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FC Viktoria Köln vs. Saarbrücken, 3. Liga, Mitte: Ben Voll (Viktoria), 21.02.2024, Bild: Herbert Bucco

Viktoria-Torhüter Ben Voll musste zuletzt fünf Gegentore nach Standardsituationen hinnehmen.

Nach dem 3:5 gegen Preußen Münster muss sich der Höhenberger Drittligist insbesondere in der Defensive stabilisieren.

Auch einige Tage nach der 3:5-Niederlage in der Dritten Liga gegen Aufstiegsanwärter Preußen Münster schwirrten die Gedanken von Olaf Janßen noch um die Entstehung der fürchterlich vielen Gegentreffer: „Wir haben die Standards einfach schlecht verteidigt und unser Tor auch nicht mit aller Macht geschützt“, befand Viktorias Trainer.

Stephan Küsters, Kölns sportlicher Leiter, schlug in eine ähnliche Kerbe wie sein Chefcoach: „Fußballerisch haben wir es eigentlich gut gemacht“, meinte der 52-Jährige. „Aber unser Verhalten bei Standards war katastrophal. Das kann man dann auch nicht akzeptieren.“

Mit einem Sieg gegen Viktoria Köln kann Ulm den Aufstieg besiegeln

Gerade in der Defensive brannte es gegen aufstiegswillige Preußen lichterloh, ein rascher Heilungsprozess in der Verteidigung scheint dringend nötig, zumal es die Höhenberger am Samstag (14 Uhr, Donaustadion) erneut mit einem sportlichen Schwergewicht der Liga zu tun bekommen: Vor der Partie beim Spitzenreiter SSV Ulm lautet die unmissverständliche Forderung von Viktorias Trainer: „Der Kopf wird entscheidend sein. Wir sollten es als Ehre ansehen, uns mit dem Tabellenführer messen zu dürfen.“

Mit einem Sieg gegen bereits gerettete Kölner würde Ulm den Aufstieg in die Zweite Liga perfekt machen und somit eine unfassbare Saison mit der Krönung beschließen. Wie der SV Elversberg im vergangenen Jahr wäre den Spatzen als Aufsteiger der direkte Durchmarsch geglückt – eine sagenhafte Leistung, mit einer Mannschaft ohne jegliche Allüren.

Unsere Spieler haben am Samstag die Möglichkeit, sich noch einmal vor einem breiten Publikum zu präsentieren und Werbung in eigener Sache zu betreiben
Stephan Küsters, sportlicher Leiter des FC Viktoria Köln

Auch Olaf Janßen zollt dem Team von Thomas Wörle den größten Respekt: „Sie haben von Anfang an überragend performt. Ulm spielt unheimlich geschlossen und homogen und zudem mit einer riesigen Intensität.“ Und verfügt mit Leó Scienza über den Unterschiedsspieler schlechthin. Dem brasilianischen Offensiv-Allrounder sind in 31 Spielen acht Tore und zwölf Assists gelungen, inzwischen hat Bundesligist 1. FC Heidenheim ein Auge auf den Techniker geworfen und steht offenbar unmittelbar vor der Verpflichtung Scienzas für die kommende Saison. Es wäre ein herber Verlust für die Donaustädter, die gegen den FC Viktoria von 17 000 Zuschauern zum Aufstieg gepeitscht werden möchten.

Ungeachtet der Ulmer Euphorie wollen sich die Kölner drei Spieltage vor Saisonende gerne als Spielverderber in Baden-Württemberg erweisen, wie Stephan Küsters präzisiert: „Natürlich würden wir in Ulm gerne gewinnen“, sagt der Sportleiter. „Unsere Spieler haben am Samstag die Möglichkeit, sich noch einmal vor einem breiten Publikum zu präsentieren und Werbung in eigener Sache zu betreiben.“

Es ist kein Geheimnis, dass die Verträge des ein oder anderen Höhenberger Fußballers zum 30. Juni auslaufen; Küsters gibt einen kleinen Einblick in das weitere Vorgehen im Rechtsrheinischen: „Im Moment sortieren wir uns ein wenig. Wir sind schon im Austausch über externe Zugänge und machen auch unsere Hausaufgaben. Konkret ist aber noch nichts.“

Gerade im Offensivbereich besteht für die neue Spielzeit wohl Handlungsbedarf: Viktorias Topscorer Luca Marseiler wird den Klub mit großer Sicherheit verlassen. Ob Mittelstürmer André Becker (zehn Tore, drei Vorlagen) eine Zukunft in Höhenberg hat, ist ungewiss.

David Philipp wird Viktoria Köln wohl verlassen

Darüber hinaus mehren sich die Zeichen, dass der verletzte Mittelfeldspieler David Philipp die Viktoria ebenfalls verlassen wird. „Es ist ja klar, dass die Spieler, die bei uns performen, auch bei anderen Vereinen auf dem Zettel stehen“, sagt Küsters, dem aber auch bewusst ist, dass „wir ganz vorne und auf den beiden offensiven Außenbahnen etwas machen müssen.“

Zunächst einmal gastiert Köln aber beim designierten Aufsteiger. André Becker, Tobias Anselm und Patrick Koronkiewicz haben ihre grippalen Infekte auskuriert, auch Luca de Meester wird nach überwundenen Adduktorenproblemen wohl in den Kader zurückkehren. Ob David Kubatta (Knieprobleme) und Stefano Russo (muskuläre Probleme) die Reise nach Ulm antreten können, entscheidet sich kurzfristig.

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